Was ich als freier Christ glaube –
Plädoyer für ein überkonfessionelles Christentum
Kriege zwischen Konfessionen und Religionen sind ein entsetzlicher Irrweg. Diese Zeiten müssen vorbei sein. Wir brauchen ein neues Verständnis von Religion und Konfession. Irrwege der Vergangenheit müssen wir vermeiden.
Was kann man dafür tun, dass unsere Gesellschaft mehr und mehr den Weg einschlägt zu überkonfessioneller und interreligiöser Toleranz? Mein Weg ist folgender:
Ich bin so frei und bezeichne mich als „Christ“.
Falls in Dokumenten sinnvoll oder erforderlich, wird dies abgekürzt mit „chr“. Die Abkürzung steht dabei für „christlich“.
Christlich kann ich sein als Mitglied einer der 4000 christlichen Gemeinschaften in all ihrer Vielfalt.
Man kann es aber auch überkonfessionell und frei sein.
Das gilt vor allem für all diejenigen, die durch ungute Erfahrungen mit kirchlichen Organisationen den Kontakt zu ihnen reduziert oder eingestellt haben, die aber dennoch festhalten an einer ethischen Orientierung im Sinne des Jesus von Nazareth.
Ich kann mit „chr.“ ausdrücken: Ich bin in erster Linie Christ bzw. Christin, weil ich mich zu bestimmten, wesentlichen Inhalten des Christentums bekenne.
Zusätzlich kann ich auch Katholik/in oder Lutheraner/in, Altkatholik/in, Griechisch-orthodoxe/r oder Russisch-orthodoxe/r, Pfingstler/in, Quäker/in, Templer/in, Methodist/in etc. sein.
Ich kann in einer jeweiligen Gemeinschaft gern „zu Hause“ sein, Mitgliederbeiträge bezahlen, meine soziale Heimat haben, geschichtlich gewachsenen Riten und Bräuche lieben und pflegen etc..
Ebenso kann ich aber auch überkonfessionell Christ sein.
Genau so wie man ein überzeugter Demokrat sein kann, ohne einer Partei anzugehören.
Denn Jesus Christus wollte nicht Konfessionen, sondern Menschen, die in seinem Sinne leben.
Christentum bedeutet vor allem das eine: Leben und Handeln in Orientierung an Jesus von Nazareth. Dies gilt unabhängig von Konfessionen und Dogmen.
Dogmen gibt es erst sehr spät im Christentum: Die ersten Dogmen wurden erst auf dem Konzil von Nizäa 325 n.Chr. formuliert. Es wurde vom römischen Kaiser Konstantin einberufen und fand unter seinem Vorsitz statt.
Jesus selber verkündete keine Dogmen. All die Aussagen „Ich aber sage Euch…“ sind im Grunde ein Bruch mit damaligen Dogmen, Normen und Gesetzen: Im Gesetz steht: Du sollst Deine Freunde lieben und deine Feinde hassen. Ich aber sage Euch: Ihr sollt auch Eure Feinde lieben…Im Gesetz steht: Ihr sollt bei Gott schwören. Ich aber sage Euch: Ihr sollt überhaupt nicht schwören. Euer Ja sei ein Ja, eurer Nein ein Nein. etc. –
Die Bergpredigt wirft alle Normen um, wie man bisher Glück und Erfolg zu erreichen versuchte. Jesus Christus preist in der Bergpredigt die Armen selig, die Hungernden, die Dürstenden. Jesus hat ein ungesichertes Leben in Armut geführt. Er hatte nicht einmal einen festen Wohnsitz. Er hat Normen, Gesetze, Vorschriften über Bord geworfen. Deshalb wurde er auch zum Tod verurteilt. Und lebt heute noch in uns.
Nicht irgend ein Dogma ist wichtig, sondern das Geschenk des Glauben-und-Vertrauen-Könnens.
Glaube ist gut, wenn er die Liebe wachsen lässt – im Einklang mit der Ratio. Glaube ist falsch, wenn er die Liebe hindert.
Wir dürfen glauben, aber wir müssen nicht. Glaube ist Angebot, Gnade, kein Zwang, kein Muss. Wie die Liebe. Sie lässt sich nicht erzwingen. Sie ist ein Geschenk.
P.H.
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