- Lob und Dank
- Geburt, Taufe, Namensgebung
- Liebe, Partnerschaft, Hochzeit, Ehe
- Vermächtnis, Lebensernte, Lebensrückblick
- Abschied, Trauer, Tod
Vorwort
Gebete, Hymnen und Psalmen, Gedichte und Gedanken aus verschiedenen Religionen, Kulturkreisen, Philosophien und Weltanschauungen sind hier zu finden.
Vielleicht kennen Sie die Situation:
Ein Fest, eine Feier wird geplant. Die Musik ist ausgewählt, die Rede vorbereitet, – aber es fehlt noch etwas Wichtiges: ein passendes Gebet.
Aber: Wie soll ich beten, wenn ich weiß, dass unter den Gästen verschiedene Religionen vertreten sind? Oder wenn ich weiß, dass manche Gäste zum Beten überhaupt keinen Zugang haben? Taktgefühl ist erforderlich. Es fällt oft nicht leicht, die richtigen Gebetstexte zu finden im Kreise von „Gläubigen, Halbgläubigen, Andersgläubigen, Gutgläubigen, Ungläubigen…“
Diese Sammlung wählt Gebete aus, die man in einer solchen Situation guten Gewissens lesen und beten kann.Geburt und Tod, Freude und Dank, Leid und Not, Liebe und Trauer etc. haben den Menschen immer bewegt. Religionen haben Rituale dafür gefunden, Dichter haben Texte und Lieder geschaffen. Der Mensch braucht sie. Sie tun ihm gut.
Manche Texte in religiösen Ritualen sind uns ein Quell der Freude geworden. Manche aber sind nichts-sagend, manche auch ein Anlass für Ärger geworden. Vor allem dann, wenn sie engstirnig und intolerant sind. Die Welt wächst zusammen. Dafür brauchen wir Frieden. Da verträgt es sich nicht, wenn Rituale und Gebete die Sprache von Intoleranz und Engstirnigkeit, von Macht und Herrschaft sprechen. Die Kriterien der Sammlung sind folgende:
- Die Texte sollen den Geist der Friedensliebe atmen. Sie sollen nicht intolerant, dominant, nicht herrisch, rechthaberisch, ideologisch starr, dogmatisch sein.
- Die Texte sollen gut verständlich sein auch über religiöse und kulturelle Grenzen hinweg.
- Die Texte sollen gut vorlesbar sein. Nicht zu kurz, nicht zu lang, sondern so, dass sie als „Programm-Punkt“ in einer Feier wirken können.
Die Texte wurden nach diesen Kriterien ausgesucht. Ein noch so schönes, aber zu kurzes Gebet ist für diesen Zweck nicht geeignet. Ebenso wenig eine zwar wunderbare, aber zu lange Meditation. Eine Seite sollte nicht überschritten werden. Eine Volltext-Seite zu lesen dauert ca. 4-5 Minuten. Manche Texte wurden gegebenenfalls gekürzt oder behutsam unserem Sprachverständnis angepasst. Altehrwürdige oder poetische Texte sollten aber nicht unnötig sprachlich „aktualisiert“ werden. Denn sie wirken ja oft besonders eindrucksvoll eben durch die nicht-alltägliche Sprache. Nicht die unbedingte Nähe zum Original, die Text-Treue, war das Wichtigste, sondern der menschen-freundliche und menschen-verbindende Inhalt.
Haupt-Kriterium war: Menschen mit verschiedenen religiösen und weltanschaulichen Positionen sollen zum Nachdenken angeregt werden, sollen „etwas mitnehmen können“.
Der religiös weise Mensch versteht die Gebete jeder Religion: Er versteht es, wenn sich der Christ an Gott wendet oder an Jesus Christus wendet, der Gott als liebenden Vater sehen lehrte. Er versteht es, wenn sich der Jude an den Gott seiner Väter, der Moslem an Allah, den einzigen, wendet. Er versteht es, wenn sich Buddhisten und Hinduisten betend und meditierend vertiefen im unendlichen Brahman. Der weise Christ wird respektieren, dass viele das umgreifende Göttliche ehren, ohne es dogmatisch fest legen zu wollen, oder es in der Natur und der Musik eher finden als im Wort. Und der weise Buddhist oder Atheist weiß und respektiert, dass Theisten oder Juden mit Gott etwas bezeichnen, was für sie die höchste und tiefste, die alles umgreifende Wirklichkeit ist.
Die Weisen aller Religionen werden sogar respektieren, wenn jemand überhaupt keine Aussagen über Gott machen will. Denn immer noch gilt: „Deus semper maior“ = d.h. Gott/ das Göttliche ist immer größer als wir Menschen mit unseren kleinen Gehirnen es uns vorstellen können. Und für viele gilt außerdem das bekannte Wort des Philosophen: „Worüber man nicht reden kann, darüber soll man schweigen.“
Der weise Mensch sieht die Einheit der Schöpfung hinter allem Trennenden. Wir wissen, dass alles, was wir sagen und mit Worten ausdrücken können, nur Symbole sind, Chiffren, Annäherungen unseres Denkens an das Göttliche, die Kraft und das Wesen in allem Leben. Wir alle sind Kinder des einen großen Seins.
Viele Wege führen zum Göttlichen. Und wer einen der vielen Wege gehen will, ist dankbar über lebens- und friedens-fördernde Gebete und Texte. Denn: Für viele Menschen ist es erleichternd und hilfreich, wenn sie sich dem Göttlichen im Gespräch nähern können, wenn man zu ihm „Du“ sagen kann. Auch wenn uns bewusst ist, dass dies nur eine Annäherung, ein unvollkommenes menschliches Tun ist.
Was ist Gebet? Was ist Ritual? – Das Wort Gebet kommt aus dem althochdeutschen ‚gibet‘ und bedeutet Bitte, Fürbitte. Heute meinen wir damit das Sprechen des Menschen mit Gott oder dem Göttlichen und Heiligen, als Lob, Bitte und Dank. Das Wort Ritual kommt aus dem lateinischen Wort ‚ritus‘ = Brauch, Sitte, sowie ‚ritualis‘ = die alten, heiligen Gebräuche betreffend. Für Sprachforscher geht das Wort noch weiter zurück auf das indische ‚rita‘ = Recht, richtiges Tun. Ritual bedeutet also Brauch, Zeremonie, Gewohnheit, Art, hergebrachte Art und Weise. Rituale sind feste Verhaltensweisen, weltliche als auch religiöse Gebräuche.
Die Rituale des modernen Menschen sind meist wort-orientiert. Das war nicht immer so. Rituale waren früher in einer magischen Weltsicht bestimmt von sehr vielen weiteren Bestandteilen: Körpersprache, Gebärden und Gesten, Tanz und Musik, Gewänder, Geräte, Gegenstände wie Wasser, Weihrauch, Kerzen etc. – Der moderne Mensch kann mit vielen dieser Zeichen nicht mehr viel anfangen. Wir fühlen uns stärker als frühere Generationen der nüchternen Ratio, dem Verstand, verpflichtet. Wenn wir zu bestimmten Feiern Rituale pflegen, wie z.B. bei Geburt, bei einer Eheschließung oder Trauerfeier, dann haben wir oft nur noch zwei Säulen: Die Rede und die Musik. Die Musik spricht dabei das Gefühl an, die Worte den Geist.
Rede und Musik gehören auch heute noch fest zu unseren Feiern. Das Gebet ist seltener geworden. Kein Wunder, denn in einer globalen und multikulturellen Gesellschaft verlieren wir nach und nach den Fundus an gemeinsamen Gebeten einer Region, und viele frühere Gebete eignen sich nicht immer gut für ein zeitgemäßes Ritual. Denn: Das Ritual muss im Einklang sein mit unserer Ratio. Und es soll im Einklang sein mit einer Welt, in der sich die Anhänger der verschiedenen Religionen und Konfessionen die Hände reichen… Hier soll diese Sammlung helfen: Eine Sammlung von Gebeten, die unserem Anspruch an Rationalität und ökumenischen, globalen Bewusstsein entgegenkommt.
Wir genießen es heute, dass wir viele Wege gehen können: Alte Texte, moderne Texte, Bewährtes, Neues, Freude am Traditionellen und Freude am Neuen. Und das ist gut so. Wir fühlen uns heute nicht mehr abhängig von der exakten Wortwahl einer Segens-Formel. Wir schätzen es, wenn wir nicht immer nur Worte hören, die auswendig und lehrformelhaft heruntergespult werden, sondern direkt aus dem Herzen kommen. Die althergebrachte und festgelegte Formel ist ehrwürdig, aber nicht immer verständlich. Und dennoch spüren wir, wie gut es tut, wenn wir auch altehrwürdige oder poetische Texte verwenden können, die ein weiter Geist einmal formuliert hat, und die in den Schatz der Menschheitsfamilie eingegangen sind.
Ein freier Mensch bejaht den Geist und die Sprache der Freiheit. Dazu gehört auch eine Sprache, die unsere Mitbrüder und Mitschwestern aus anderen Religionen und Weltanschauungen nicht vor den Kopf stößt. Rituale und ihre Texte sollen verbinden, nicht trennen.
Religiöse und spirituelle Vielfalt ist für die meisten heutigen Menschen kein Problem, sondern ein Segen. Gottes Garten ist keine Monokultur, sondern bunt und farbig und schön. Freuen wir uns daran! Experimentieren wir mit einem Ritual, das viele Sprachen spricht: Gebet und Musik, das Hörbare und das Stille, das Alte und das Neue, das vorformulierte und das freie Wort. Mögen unsere Gebete beitragen zu mehr Frieden in der Welt!
Wenn Sie selber einen Text beitragen wollen,
schicken Sie ihn per Email oder Post. Die Sammlung wird ergänzt.
Wir versuchen eine verantwortungsvolle End-Redaktion.
So hoffen wir, dass eine schöne Sammlung entsteht von wertvollen Gebeten und Texten, die vielen Menschen aus dem Herzen sprechen.
Freude und Segen beim Suchen und Finden!
Einstimmung für ein Gebet bei einer interreligiösen Feier
Jeder und jede von uns möge nun in eigener Sprache, in eigenen Worten, in eigenen Gedanken, die guten und starken Kräfte des Lebens bitten, bei uns gegenwärtig zu sein.
Diese Kraft sei in unserer Mitte. Diese Kraft möge in uns wirken heute und morgen. Diese Kraft möge uns begleiten.
(… und jetzt ganz besonders unser Brautpaar / unseren Bruder / unsere Schwester … )
Wir sind alle Geschwister im Kosmos, auch wenn wir verschiedene Sprachen sprechen. Auch wenn wir in verschiedenen Worten, in verschiedenen Bildern sprechen.
Mögen die einen Gott und Vater sagen, andere Jehova, andere Allah, andere Buddha-Geist, andere Brahma, andere Großer Manitou, andere Ewige Mutter.
Mögen Philosophen Ewiger Logos dazu sagen oder Summum Bonum, Goethe Ewiger Weltengeist, Albert Einstein Universale Kosmische Energie, andere keines dieser Worte, weil Worte nicht ausreichen, das Wunder des Lebens zu ergründen.
Möge jetzt jeder und jede von uns auf seine eigene Weise, mit eigenen Worten und Gedanken, die Kraft des Leben anrufen und in unsere Mitte bitten, wenn ich nun ein Gebete meiner Religion und Kultur spreche.
(Alternativ: …wenn wir nun Gebete von verschiedenen Kulturen und Autoren hören.)
Wer mag, kann mitbeten, wer mag, kann in eigenen Worten denken, spüren und fühlen, was ihn in diesen Momenten bewegt.
Die Kraft der Gedanken möge in uns wirksam werden. Sie möge uns Stärke geben für unser Leben und Lieben, für unser Denken und Tun.
Vater unser… (bzw. ein anderes Gebet.)
Seien wir beschützt, seien wir beschirmt, seien wir gesegnet.
Die Kraft des Lebens und der Liebe stärke uns und sei mit uns allen.
Gebete und Texte
Möge das unendliche und unnennbare Wesen,
nach Vivekananda (1862 -1902)
welches für die Christen „unser Vater“ ist,
Jehova für die Juden,
Allah für die Moslems,
Buddha für die Buddhisten,
Brahma für die Hindus,
das wir als Gott anerkennen,
– möge dieses Wesen Frieden geben
und unsere Herzen in geistiger Bruderschaft vereinen.
Gebet der Vereinten Nationen
Herr, unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall.
An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen,
dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden,
nicht von Hunger und Furcht gequält,
nicht zerrissen in sinnlose Trennung
nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung.
Gib uns Mut und die Voraussicht,
schon heute mit diesem Werk zu beginnen,
damit unser Kinder und Kindeskinder einst
mit Stolz den Namen Menschen tragen können.
Vorschläge für Anfangs-Formulierungen:
Wir erheben unsere Herzen,
und sprechen mit Gott,
mit der Kraft, aus der Leben und Liebe kommt,
zu dem Grund, aus dem wir leben und sind…
Gott, unser Leben, …
Gott, unser Leben und unser Licht…
Gott, unser Leben und unsere Liebe…
Gott, unser Leben, unsere Liebe, unsere Kraft und Freude…
Gott, der Du die Liebe bist, unser Leben und unser Licht….
Wir erheben unsere Herzen zu Gott,
zu dem Grund, aus dem wir leben und sind,
in dem alles Leben und alle Liebe ist…
Vorschläge für Schluss-Formulierungen:
Amen.
Dank sei Gott.
Darum bitten wir.
Dies ist mein Wunsch und mein Gebet.
Dies ist unser Wunsch und unser Gebet.
Darum bitten wir in Gott, unserem Licht und unserem Leben.
… durch Jesus Christus,
unseren Bruder, der uns gezeigt hat, wie man leben kann,
und der uns gezeigt hat, wie man lieben kann.
Es segne uns Gott,
Schöpfer, Anfang und Ende.
Er schenke uns ein erfülltes Leben.
Es segne uns Gott
durch Jesus Christus, unseren Menschenbruder,
Er sei uns nahe mit seiner Liebe.
Es segne uns Gott
mit seinem heiligen Geist.
Er ermutige uns zu einem Leben in der Tat und in der Liebe.
Amen.
Die Seligpreisungen der Bergpredigt
Diese Sätze sind das Kernstück der Bergpredigt des Jesus von Nazareth, niedergeschrieben in Matthäus 5, 3-12 etwa 80 – 100 n.Chr. Diese Worte stellen die bisherige, „normale“ Ordnung des Lebens auf den Kopf. Es ist eine Botschaft des radikalen Friedens. Sie provozieren uns, lassen uns nachdenken: Kann man so wirklich leben? Ist es nicht eine reine Utopie? Eine Idealvorstellung des Lebens? Ist nicht der, der danach lebt, nicht letztlich der Dumme? – Aber es gibt immer wieder Menschen, die sich von dieser Botschaft inspirieren lassen, und die damit mehr erreicht haben als mit Macht und Gewalt.
Selig, die arm sind vor Gott,
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden.
Denn sie werden getröstet werden.
Selig, die keine Gewalt anwenden.
Sie werden das Land bekommen.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit.
Sie werden satt werden.
Selig die Barmherzigen.
Sie werden Erbarmen finden.
Selig, die ein reines Herz haben.
Sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften.
Sie werden Kinder Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen leiden müssen.
Ihnen gehört das Himmelreich.
Hohes Lied der Liebe
nach Paulus
Strebt nach hohen Gnadengaben.
Aber ich zeige Euch noch einen anderen Weg, der alles übersteigt:
die Kraft der Liebe:
Wenn ich in allen Sprachen der Menschen und Engel redete,
hätte aber die Liebe nicht,
wäre ich nichts als dröhnendes Erz und lärmende Pauke.
Könnte ich prophetisch reden,
und hätte die Liebe nicht, wäre ich nichts.
Wüsste ich alle Geheimnisse der Welt und hätte alle Erkenntnis,
und hätte die Liebe nicht, wäre ich nichts.
Hätte ich einen Glauben, der Berge versetzt,
und hätte die Liebe nicht, wäre ich nichts.
Verschenkte ich all meine Habe,
und hätte die Liebe nicht, wäre ich nichts.
Die Liebe ist langmütig.
Die Liebe ist gütig.
Sie eifert nicht und prahlt nicht.
Sie bläht sich nicht auf.
Sie sucht nicht ihren Vorteil.
Sie trägt nicht nach.
Sie freut sich an der Wahrheit.
Sie erträgt, glaubt, hofft.
Die Liebe hört niemals auf.
Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung und Liebe,
doch am größten ist die Liebe.
Alles hat seine Zeit
Ein jegliches hat seine Zeit,
und alles Vorhaben unter dem Himmel
hat seine Stunde:
geboren werden hat seine Zeit;
sterben hat seine Zeit;
pflanzen hat seine Zeit;
ernten hat seine Zeit;
heilen hat seine Zeit;
bauen hat seine Zeit;
abbrechen hat seine Zeit;
weinen hat seine Zeit;
lachen hat seine Zeit;
klagen hat seine Zeit;
tanzen hat seine Zeit;
Steine sammeln hat seine Zeit;
Steine wegwerfen hat seine Zeit;
herzen hat seine Zeit;
aufhören zu herzen hat seine Zeit;
suchen hat seine Zeit;
verlieren hat seine Zeit;
behalten hat seine Zeit;
weggeben hat seine Zeit;
zunähen hat seine Zeit;
zerreißen hat seine Zeit:
reden hat seine Zeit;
schweigen hat seine Zeit;
lieben hat seine Zeit;
Streit hat seine Zeit;
Friede hat seine Zeit…
aus dem Alten Testament
Prediger Salomon
Der Sinn
Der SINN, den man ersinnen kann,
Laotse
ist nicht der ewige SINN.
Der Name, den man nennen kann,
ist nicht der ewige Name.
Jenseits des Nennbaren liegt der Anfang der Welt.
Diesseits des Nennbaren liegt die Geburt der Geschöpfe.
Darum führt das Streben nach dem Ewigen und Jenseitigen
zum Schauen der ewigen Kräfte,
das Streben nach dem Ewigen und Diesseitigen
zum Schauen des ewigen Raumes.
Beides hat Einen Ursprung und nur verschiedene Namen.
Diese Einheit ist das Große Geheimnis.
Und des Geheimnisses noch tieferes Geheimnis:
Das ist die Pforte der Offenbarwerdung aller Kräfte.
Sonnengesang des Hl. Franziskus
Höchster, allmächtiger, guter Gott!
Dein sind Lob, Ruhm, Ehre und Preis!
Gelobt seist Du, mein Gott, ob all Deiner Geschöpfe!
Vor allem wegen unseres wunderbaren Bruders Sonne!
Er lässt es Tag werden, und er erleuchtet ihn durch sein Licht!
Schön ist er, strahlend und glänzend!
Und er ist uns Dein Symbol.
Gelobt seist Du, Gott, ob unserer Schwestern Mond und Sterne,
die am Himmel stehen, hell und schön!
Gelobt sei Gott ob unseres Bruders Wind,
der Luft, der Wolke, des heiteren Himmels, der Jahreszeiten,
die allen Geschöpfen Nahrung schenken.
Gelobt sei Gott ob unserer Schwester Wasser,
so wertvoll, bescheiden, kostbar und rein.
Gelobt sei mein Gott ob unseres Bruders Feuer,
durch den er die Nacht erleuchtet, rot, gold und heiß.
Gelobt sei mein Gott ob unserer Mutter Erde,
die uns ernährt und erhält,
die so vielerlei Früchte wachsen lässt
und Kräuter und bunte Blumen.
Gelobt sei mein Gott ob all derer,
die Kränkungen vergeben können – aus Liebe,
und die geduldig ertragen Krankheit und Bedrängnis.
Selig, die in Frieden leben!
Sie werden von Dir gekrönt!
Sei gelobt, Gott, ob unserer Bruders, dem Tod.
Keiner kann ihm ausweichen.
Selig die, die sich im Tode eins wissen mit Dir, o Gott.
Dann kann ihnen der Tod nichts anhaben.
Lobet und preiset und sagt Dank, alle Geschöpfe,
lebt und dient unserem Gott in Dankbarkeit!
Gott, unser Licht und unser Leben
du bist in uns und außer uns,
du bist größer als wir,
und wir sind ein Teil von Dir,
laß uns in dir sein,
sende uns dein Licht,
schenke uns deine Kraft,
laß sie in uns wirken
durch Liebe und Güte und Frieden,
damit wir dich auf diese Weise
loben und preisen in Ewigkeit.
Ora et labora – amare est orare
An meine Lieben denken – in Liebe – ist Gebet.
Für meine Lieben kochen ist Gebet,
für sie zimmern, für sie bügeln,
Blumen gießen ist Gebet.
Sich am Leben freuen ist Gebet.
Tanzen ist Gebet und Liebe ist Gebet.
In Liebe stille sitzen ist Gebet,
In des Lebens Fülle oder in der Stille
Das Göttliche zu sehen ist Gebet.
Der mich atmen lässt
Der mich atmen lässt, bist Du, lebendiger Gott.
Der mich leben lässt, bist Du lebendiger Gott.
Der mich schweigen lässt, bist Du, lebendiger Gott.
Der mich reden lässt, bist Du, lebendiger Gott.
Der mich beten lässt, bist Du, lebendiger Gott.
Der mich preisen lässt, bist Du, lebendiger Gott.
Der mich bergend hält, bist Du, lebendiger Gott.
Der mich atmen lässt, bist Du, lebendiger Gott.
Der mir Freude schenkt, bist Du, lebendiger Gott.
Der mir Freiheit schenkt, bist Du, lebendiger Gott.
Der mir Leben schenkt, bist Du, lebendiger Gott.
Der mir Atem schenkt, bist Du, lebendiger Gott.
Der mich pflanzen lässt, bist Du, lebendiger Gott.
Der mich wachsen lässt, bist Du, lebendiger Gott.
Der mich reifen lässt, bist Du, lebendiger Gott.
Der mich atmen lässt, bist Du, lebendiger Gott.
Der mich glauben lässt, bist Du, lebendiger Gott.
Der mich hoffen lässt, bist Du, lebendiger Gott.
Der mich lieben lässt, bist Du, lebendiger Gott.
Der mich atmen lässt, bist Du, lebendiger Gott.
Gott unser Leben
Grund alles Seins
unendlich größer als alles
was wir reden und denken können
über Dich
unser Denken reicht nicht aus
Dich zu begreifen
unsere Sprache reicht nicht aus
von Dir zu reden
und doch
können wir Dich Vater nennen
und Mutter
denn wir leben aus Dir und in Dir
und können in Dir geborgen sein
wir leben in Dir
und Du lebst in uns
Deine Kraft lebt in uns und mit uns
Deine Liebe liebt in uns und mit uns
und Du leidest in uns und mit uns
lass uns so leben
dass wir Deine Kraft spüren
und dass sie in uns lebendig wird
in Liebe und Leid
lass uns so leben
dass wir Deine Liebe spüren
und dass wir Liebe weitertragen.
Amen.
Großes Sein
Großes Sein
unermeßliches, gewaltiges, mächtiges, göttliches Sein
Du bist unendlich stark und wild, groß und grausam
in der Kraft deiner Welten und Sonnen und Sterne
Deiner Himmel und Meere
Deiner Wirbelstürme und Wogen
Deiner Tiere, die sich jagen und fressen
Du bist zart und freundlich und friedfertig
in allem was sich regt
an Zuneigung, Zärtlichkeit
Freundschaft und Liebe
unter allen Wesen
Du bist es, das in uns Menschen wirkt
als starke Kraft
die zerstören kann, verwunden, foltern und töten
Du bist es, das in uns Menschen wirkt
als starke Kraft
die lieben kann, gut sein kann, helfen will
sich freuen kann, glücklich sein kann
Großes, unermeßliches, gewaltiges Sein
Gib, dass wir die Kraft des Gutseins
des Wohlwollens, des Hoffens und Liebens
in uns m e h r spüren
als die Kräfte der Zerstörung und des Bösen
dass wir Deine Kräfte nützen können
und in uns wirksam werden lassen
zum Segen für diese unsere Welt
für unsere Mitwesen
und für unsere Mitmenschen
in denen Du Dich uns zeigst
damit sie menschlicher werde
friedlicher, freundlicher, glücklicher, göttlicher
Dir und uns zum Segen
Laß uns Not und Elend wenden
Laß und Hilfe und Frieden spenden. Amen.
Gott finden in der Liebe
Das, was wir als Höchstes kennen,
das, was wir mit „Gott“ benennen,
das fühle ich in meinem Herzen,
tief in Freuden, tief in Schmerzen.
Kein Wort, kein Name kann´s ergründen.
Doch ich kann´s in Güte und in Liebe finden!
Matthias Claudius –
Brief an seinen Sohn
Der Dichter Matthias Claudius (1740 –1815) schrieb am Ende eines entbehrungsreichen Lebens diesen ergreifenden Abschiedsbrief an seinen Sohn.
Lieber Sohn,
Die Zeit kommt allgemach heran, dass ich den Weg gehen muss, den man nicht wieder kömmt. Ich kann Dich nicht mitnehmen, und ich lasse Dich in einer Welt zurück, wo guter Rat nicht überflüssig ist. Ich habe die Welt länger gesehen als Du. Es ist nicht alles Gold, was glänzet. Ich habe manchen Stern vom Himmel fallen sehen, und manchen Stab brechen sehen, auf den man sich verließ. Darum will ich Dir Rat geben und Dir sagen, was ich gefunden habe, und was die Zeit mich gelehrt hat. Es ist nichts groß, was nicht gut ist. Der Mensch ist hier nicht zu Hause. Diese Welt ist für ihn zu wenig, und die unsichtbare siehet er nicht und kennet sie nicht. Spare Dir denn vergebliche Mühe, tue Dir kein Leid und besinne Dich. Halte Dich zu gut, Böses zu tun. Hänge Dein Herz an kein vergänglich Ding. Die Wahrheit richtet sich nicht nach uns, sondern wir müssen uns nach ihr richten. Was Du sehen kannst, das siehe, und brauche Deine Augen. Und über das Unsichtbare und Ewige halte Dich an Gottes Wort. Lerne gerne von anderen, und wo Du von Weisheit, Menschenglück Licht, Freiheit, Tugend etc. geredet wird, da höre zu. Doch traue nicht jedem. Denn nicht alle Wolken geben Wasser. Worte sind nur Worte. Wo sie gar leicht und behende über die Lippen gehen, da sei auf der Hut. Denn die Pferde, die den Wagen mit Gütern hinter sich haben, gehen langsameren Schrittes. Erwarte nichts vom Treiben und den Treibern. Wo viel Geräusch auf den Gassen ist, da gehe Deines Wegs. Wenn Dich jemand will Weisheit lehren, da siehe in sein Angesicht. Dünket er sich, und sei er noch so gelehrt und berühmt, so lass ihn. Was einer nicht hat, kann er auch nicht geben. Der ist nicht frei , der tut, was er will, sondern der ist frei, der wollen kann, was er tun soll. Der ist nicht weise, der sich weise dünket, sondern der ist weise, der sich seiner Grenzen inne geworden ist. Denke oft an heilige und gute Dinge. Sei gewiss, dass es Dir zum Vorteile ist. Verachte keine Religion. Tue das Gute vor Dich hin, und kümmere Dich nicht, was daraus werden wird. Sorge für Deinen Leib, doch nicht so, als wenn es Deine Seele wäre. Sei rechtschaffen gegen jedermann. Rede nicht nach dem Mund, und lass Dir nicht nach dem Mund reden. Werde niemand nichts schuldig. Sei zuvorkommend. Wolle nicht immer großmütig sein, aber gerecht sei immer. Hilf und gib gerne, wenn Du hast. Und wenn Du nicht hast, so habe doch den Trunk kalten Wassers zur Hand . Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagest. Hänge Dich an keinen Großen. Nicht die frömmelnden, aber die frommen Menschen achte. Ein Mensch, der wahre Gottesliebe im Herzen hat, ist wie die Sonne, die da scheint und wärmt. Tue was des Lohnes wert ist. Wenn du Not hast, so klage sie Dir und keinem andern. Habe immer etwas Gutes im Sinn. Wenn ich gestorben bin, so drücke mir die Augen zu und beweine mich nicht. Stehe Deiner Mutter bei und ehre sie so lange sie lebt. Sinne täglich nach über das rechte Leben. Habe einen freudigen Mut. Dein treuer Vater
Sonnengesang
des Hl. Franziskus
Höchster, allmächtiger, guter Gott!
Dein sind Lob, Ruhm, Ehre und Preis!
Gelobt seist Du, mein Gott, ob all Deiner Geschöpfe!
Vor allem wegen unseres wunderbaren Bruders Sonne!
Er lässt es Tag werden, und er erleuchtet ihn durch sein Licht!
Schön ist er, strahlend und glänzend!
Und er ist uns Dein Symbol.
Gelobt seist Du, Gott, ob unserer Schwestern Mond und Sterne,
die am Himmel stehen, hell und schön!
Gelobt sei Gott ob unseres Bruders Wind,
der Luft, der Wolke, des heiteren Himmels, der Jahreszeiten,
die allen Geschöpfen Nahrung schenken.
Gelobt sei Gott ob unserer Schwester Wasser,
so wertvoll, bescheiden, kostbar und rein.
Gelobt sei mein Gott ob unseres Bruders Feuer,
durch den er die Nacht erleuchtet, rot, gold und heiß.
Gelobt sei mein Gott ob unserer Mutter Erde,
die uns ernährt und erhält,
die so vielerlei Früchte wachsen lässt
und Kräuter und bunte Blumen.
Gelobt sei mein Gott ob all derer,
die Kränkungen vergeben können – aus Liebe,
und die geduldig ertragen Krankheit und Bedrängnis.
Selig, die in Frieden leben!
Sie werden von Dir gekrönt!
Sei gelobt, Gott, ob unserer Bruders, dem Tod.
Keiner kann ihm ausweichen.
Selig die, die sich im Tode eins wissen mit Dir, o Gott.
Dann kann ihnen der Tod nichts anhaben.
Lobet und preiset und sagt Dank, alle Geschöpfe,
lebt und dient unserem Gott in Dankbarkeit!
Die Lebensregel von Baltimore
In der „St.Paul’s Church, Baltimore, founded 1692“ lag dieser schöne Text auf. Dies führte zu Missverständnissen bezüglich Alter und Herkunft der Zeilen. Der Text stammt von Max Ehrmann (1872-1945), ein Enkel deutscher Auswanderer. Er hatte Philosophie und Jura studiert und lebte als Jurist und Schriftsteller in den USA.
Gehe deinen Weg gelassen im Lärm und in der Hektik dieser Zeit.
Und behalte den Frieden im Sinn, der in der Stille wohnt.
Bemühe dich, mit allen Menschen auszukommen,
soweit dies möglich ist, ohne dich selbst aufzugeben.
Sprich das, was du als wahr erkannt hast, gelassen und klar aus.
Höre anderen Menschen zu, auch den Langweiligen und Unwissenden,
denn auch sie können dich etwas lehren.
Meide aufdringliche und aggressive Menschen,
denn sie sind ein Ärgernis für den Geist.
Vergleiche dich nicht mit anderen, damit du nicht eitel oder bitter wirst;
denn es wird immer Menschen geben,
die größer sind als du, und Menschen, die geringer sind.
Erfreue dich an dem, was du erreicht hast, wie auch an deinen Plänen.
Bleibe an deinem beruflichen Fortkommen interessiert,
wie bescheiden es auch sein mag;
es ist ein echter Besitz in den Wechselfällen der Zeit.
Sei vorsichtig in deinen geschäftlichen Angelegenheiten,
denn die Welt ist voller Trug.
Lass dich jedoch dadurch nicht blind machen für die Tugend, die dir begegnet.
Viele Menschen haben hohe Ideale, und wo du auch hinsiehst,
ereignet sich im Leben Heldenhaftes.
Sei du selbst, und, was ganz wichtig ist, täusche keine Zuneigung vor.
Hüte dich davor, der Liebe zynisch zu begegnen.
Denn trotz aller Enttäuschungen ist sie beständig wie das Gras.
Nimm den Rat, den dir die Lebensjahre geben, freundlich an.
Und lass mit Würde ab von dem, was zur Jugendzeit gehört.
Stärke die Kraft deines Geistes, so dass sie dich schützt,
wenn ein Schicksalsschlag dich trifft.
Doch halte deine Phantasie im Zaum, damit sie dich nicht in Sorge versetzt.
Viele Ängste wurzeln in Erschöpfung und Einsamkeit.
Übe gute Selbstdisziplin.
Doch vor allem: Sei gut zu dir.
Du bist ein Kind des Universums, nicht weniger als die Bäume und die Sterne.
Du hast ein Recht, da zu sein.
Und ob es dir nun bewusst ist oder nicht:
Ganz sicher entfaltet sich das Universum so, wie es ihm bestimmt ist.
Lebe daher in Frieden mit Gott, wie auch immer du ihn dir vorstellst.
Und worauf du deine Anstrengungen auch richtest,
was es auch ist, das du erstrebst im lärmenden Durcheinander des Lebens:
Sei mit dir selbst im Reinen.
Trotz allen Trugs, aller Mühsal und aller zerbrochenen Träume
ist die Welt doch wunderschön.
Sei heiter. Strebe danach, glücklich zu sein.
Haus-Segen
Irisches Gebet um Freude im Haus und in der Küche
Ich liebe meine kleine Küche, Herr,
und jeden Winkel und Topf.
Darum segne mich und all mein Tun,
wenn ich koche für meine Lieben
und wenn ich Schüsseln wasche.
Von oben her würze die Mahlzeit hier auf meinem Herd
mit Segen und Freundlichkeit
und vor allem mit Liebe.
Die Nahrung, die die Erde gibt,
der Tisch, den du uns deckst,
wir danken dir für alles.
Hier ist meine Küche,
und alle, die eintreten,
mögen ein frohes Herz darin finden
und Frieden und Glück.
Gebet um den inneren Frieden
Den tiefen Frieden
im Rauschen der Wellen
wünsche ich dir.
Den tiefen Frieden im schmeichelnden Wind
wünsche ich dir.
Den tiefen Frieden über dem stillen Land
wünsche ich dir.
Den tiefen Frieden vom Gott des Friedens
wünsche ich dir.
Bitte um Kraft und Weisheit – Irisches Gebet
Gottes Macht halte uns aufrecht.
Gottes Weisheit leite uns.
Gottes Auge schaue auf uns.
Gottes Ohr höre uns.Gottes Wort spreche zu uns und durch uns.
Gottes Hand bewahre uns vor dem Bösen.
Nimm dir Zeit
Irisches Gebet
Nimm dir Zeit für die Arbeit.
Es ist der Preis für den Erfolg.
Nimm dir Zeit zum Nachdenken.
Es ist eine Quelle der Kraft.
Nimm dir Zeit zum Spielen.
Das ist das Geheimnis der Jugend.
Nimm dir Zeit zum lesen.
Es ist eine unerschöpfliche Quelle zum Weiterlernen.
Nimm dir Zeit, freundlich zu sein.
Das ist der Weg zum Glück.
Nimm dir Zeit zum Träumen.
Das trägt Dein Herz zu den Sternen.
Nimm Dir Zeit zu lieben und zum geliebt werden.
Das bringt Dich Gott nahe.
Nimm dir Zeit zum Lachen.
Es ist Musik der Seele.
Nimm dir Zeit für den Augenblick.
Alle deine Augenblicke sind kostbar.
Vermächtnis
(Johann Wolfgang v. Goethe schrieb dieses Gedicht
als 80-jähriger im Jahre 1829.)
Kein Wesen kann zu Nichts verfallen!
Das Ew’ge regt sich fort in allen.
Am Sein erhalte dich beglückt!
Das Sein ist ewig, denn Gesetze
Bewahren die lebend’gen Schätze,
Aus welchen sich das All geschmückt …
Das alte Wahre, fass es an!
Verdank es, Erdensohn, dem Weisen,
Der ihr die Sonne zu umkreisen,
Und dem Geschwister wies die Bahn …
Genieße mäßig Füll und Segen!
Vernunft sei überall zugegen,
Wo Leben sich des Lebens freut!
Dann ist Vergangenheit beständig,
Das Künftige voraus lebendig,
Der Augenblick ist Ewigkeit!
Alles hat seine Zeit
Ich wünsche Dir nicht alle möglichen Gaben.
Ich wünsche Dir nur, was die meisten nicht haben:
Ich wünsche Dir Zeit Dich zu freuen und zu lachen,
und wenn Du sie nicht nützt, kannst Du etwas daraus machen.Ich wünsche Dir Zeit für Dein Tun und Dein Denken,
nicht nur für Dich selbst, sondern auch zum Verschenken.
Ich wünsche Dir Zeit, nicht zum Hasten und Rennen,
sondern Zeit zum Zufrieden sein können.Ich wünsche Dir Zeit, nicht nur so zum Vertreiben.
Ich wünsche, sie möge Dir übrigbleiben,
als Zeit für das Staunen und Zeit für Vertrauen,
anstatt nach der Zeit auf die Uhr nur zu schauen.Ich wünsche Dir Zeit, nach den Sternen zu greifen,
und Zeit, um zu wachsen, das heißt, um zu reifen.
Ich wünsche Dir Zeit, neu zu hoffen, zu lieben.
Es hat keinen Sinn, diese Zeit zu verschieben.Ich wünsche Dir Zeit zu Dir selbst zu finden.
Elli Michler
Jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden.
Ich wünsche Dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben.
Ich wünsche Dir Zeit: Zeit zu haben zum Leben!
Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf` um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
nur wer bereit zum Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Hermann Hesse
uns neuen Räumen jung entgegen senden,
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden …
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
Wie ich dir begegnen möchte
Ich möchte dich lieben, ohne dich einzuengen,
dich wertschätzen, ohne dich zu bewerten,
dich ernst nehmen, ohne dich auf etwas festzulegen,
zu dir kommen, ohne mich dir aufzudrängen,
dich einladen, ohne Forderungen an dich zu stellen,
dir etwas schenken, ohne Erwartungen daran zu knüpfen,
mich von dir verabschieden,
ohne Wesentliches versäumt zu haben,
dir meine Gefühle mitteilen,
ohne dich dafür verantwortlich zu machen,
dich informieren, ohne dich zu belehren,
dir helfen, ohne dich zu beleidigen,
mich um dich kümmern, ohne dich verändern zu wollen,
mich an dir freuen – so wie du bist.
Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Es sind die Söhne und Töchter
Khalil Gibran
von des Lebens Verlangen nach sich selber.
Sie kommen durch euch, doch nicht von euch.
Und sind sie auch bei euch, so gehören sie euch doch nicht.
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, doch nicht eure Gedanken.
Denn sie haben ihre eignen Gedanken.
Ihr dürft ihren Leib behausen, doch nicht ihre Seele.
Denn ihre Seele wohnt im Hause von Morgen,
das ihr nicht zu betreten vermöget, selbst nicht in euren Träumen.
Ihr dürft euch bestreben, ihnen gleich zu werden,
doch suchet nicht, sie euch gleich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilet es beim Gestern.
Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebende Pfeile entsandt werden.
Der Schütze sieht das Zeichen auf dem Pfade der Unendlichkeit,
und Er biegt euch mit Seiner Macht,
auf dass die Pfeile schnell und weit fliegen.
Möge das Biegen in des Schützen Hand euch zur Freude gereichen.
Denn gleich wie Er den fliegenden Pfeil liebet, so liebt Er auch den Bogen…
Ich bin ich
Nirgendwo auf der Welt gibt es jemanden, der genauso ist wie ich.
Virginia Satir
Einige Menschen sind mir zwar in einigen Einzelheiten ähnlich,
aber niemand ist so wie ich.
Nirgends auf der Welt gibt es jemanden, der genau so ist, wie ich.
Deswegen gehört alles, was ich tue, zu mir; alles an mir gehört zu mir:
Mein Körper und alles, was er tut.
Mein Geist mit all seinen Gedanken und Ideen.
Mein Mund und alle Worte, die er spricht, höfliche, harte oder liebe,
falsche oder wahre.
Meine Augen gehören zu mir mit allen Bildern,
die sie jetzt oder irgendwann gesehen haben, meine Phantasien, meine Träume,
meine Hoffnungen, meine Ängste, meine Triumphe, meine Erfolge,
meine Niederlagen und meine Fehler.
Ich weiß von Seiten an mir, die mich verwirren,
und ich weiß, dass ich Seiten habe, die ich noch gar nicht kenne.
Solange ich aber liebevoll und geduldig mit mir bin,
kann ich voller Hoffnung darauf warten, dass ich Möglichkeiten finde,
mehr über mich selbst zu erfahren.
Weil das alles zu mir gehört, kann ich mich selbst genau kennen lernen.
Wenn ich das tue, kann ich mich lieben und freundlich sein
zu allen Teilen meiner Person.
Ich habe alles, was ich brauche, um anderen nahe zu sein
und die Welt der Dinge und Menschen um mich herum sinnvoll zu gestalten.
Ich gehöre mir selbst, darum kann ich mich gestalten.
Ich bin ich, und ich bin wertvoll.
Tu deine Sinne, Deine Seele auf
Dein Leben ist reich. Achte darauf.
Nimm Dir Zeit, nimm Dir Zeit für Dich,
nimm Dir Zeit, dann erkennst Du Dich.
Lass es los, was Dir Ruhe nimmt,
lass es los, was Dich traurig stimmt.
Hör Dir zu. Such Deinen Ton.
Hör Dir zu, Du verstehst Dich schon.
Schau Dich an und freu Dich an Dir.
Schau Dich an. Du bist zum Guten hier.
Geh in Dich. Setz die Liebe frei.
Sei dankbar, und liebe, und freu Dich dabei.
Anonym
Der SINN
Der Sinn, den man ersinnen kann,
ist nicht der ewige SINN.
Der Name, den man nennen kann,
ist nicht der ewige Name.
Jenseits des Nennbaren liegt der Anfang der Welt.
Diesseits des Nennbaren liegt die Geburt der Geschöpfe.
Darum führt das Streben nach dem Ewigen und Jenseitigen
zum Schauen der ewigen Kräfte,
das Streben nach dem Ewigen und Diesseitigen
zum Schauen des ewigen Raumes.
Beides hat Einen Ursprung und nur verschiedene Namen.
Diese Einheit ist das Große Geheimnis.
Und des Geheimnisses noch tieferes Geheimnis:
Das ist die Pforte der Offenbarwerdung aller Kräfte.
Laotse
Geliebte, wenn mein Geist geschieden
Geliebte, wenn mein Geist geschieden,
so weint mir keine Träne nach;
Denn, wo ich weile, dort ist Frieden,
Dort leuchtet mir ein ewiger Tag.
Wo aller Erdengram verschwunden
Soll euer Bild mir nicht vergehn,
Und Linderung für Eure Wunden,
Für Euren Schmerz will ich erflehn.
Weht nächtlich seine Seraphsflügel
Der Friede übers Weltenreich,
so denkt nicht mehr an meinen Hügel,
Denn von den Sternen grüß ich Euch!
Annette von Droste-Hülshoff
Ich bin nicht in diesem Grab
Ich bin nicht in diesem Grab.
Ich bin die tausend Winde, die wehen.
Ich bin das Rauschen der Blätter im Abendwind.
Ich bin der Diamant, der glitzert im Schnee.
Ich bin das Sonnenlicht auf dem reifen Korn
Ich bin das Blau des Himmels.
Ich bin der sanfte Regen im Herbst,
wenn du aufwachst in morgendlicher Stille.
Ich bin das Rauschen der Flügel
von kreisenden Vögeln in Freiheit.
Ich bin der Regenbogen,
den du siehst, aber nicht greifen kannst.
Ich bin verbunden mit Dir und denen,
die mich im Herzen tragen.
Ich bin die Tiefe und Weite des Meeres.
Ich bin der funkelnde Stern in der Nacht.
Ich bin der Samen unserer Blumen, die ich so sehr liebe.
Ich bin nicht für immer fort. Ich komme wieder.
Ich will Dir, der Welt, dem Leben,
immer wieder begegnen, frisch und neu.
Wenn Du an mich denkst, bin ich bei dir.
Vielleicht gelingt es Dir, mich zu spüren.
Ich bin nicht in diesem Grab. Ich lebe.
Ich bin dort, wo man an mich denkt.
Do not stand at my grave and weep,
Mary Elizabeth Frye (1904-2004)
I am not there,
I do not sleep.
I am in a thousand winds that blow,
I am the softly falling snow.
I am the gentle showers of rain,
I am the fields of ripening grain.
I am in the morning hush,
I am in the graceful rush
Of beautiful birds in circling flight,
I am the starshine of the night.
I am in the flowers that bloom,
I am in a quiet room.
I am in the birds that sing,
I am in each lovely thing.
Do not stand at my grave and cry,
I am not there.
I did not die.
Man kann Tränen vergießen,
weil dieser liebe Mensch von uns gegangen ist.
Man kann auch lächeln und dankbar sein,
weil er mit uns gelebt hat.
Man kann die Augen schließen und wünschen,
dass er wieder kommt,
man kann auch die Augen öffnen
und sehen, was er uns hinterlassen hat.
Das Herz kann leer sein,
weil man ihn nicht mehr sehen kann,
oder das Herz kann voll Liebe sein,
die man miteinander geteilt hat.
Man kann sich vom Morgen abwenden
und nur noch im Gestern leben,
und man kann im Morgen leben
wegen des glücklichen Gestern.
Man kann weinen und sich verschließen,
oder man kann das tun, was er gewollt hätte:
die Augen öffnen, nach vorne sehen,
lieben und weitermachen.
Mit Geld kannst du
eine Uhr kaufen,
aber keine Zeit.
ein Bett kaufen,
aber keinen Schlaf.
ein Buch kaufen,
aber kein Wissen.
einen Arzt kaufen,
aber nicht Gesundheit.
eine Position kaufen,
aber nicht Respekt.
Sex kaufen,
aber nicht Liebe.
Blut kaufen,
aber nicht Leben.
ein Haus kaufen,
aber kein Zuhause.
Denk-Anstöße
Machen wir eine kleine Rechnung auf:
Wir nehmen die Weltbevölkerung von insgesamt ca. 7 Milliarden Menschen.
Wir reduzieren diese auf ein 100 Menschen zählendes Dorf.
Dabei behalten wir die Proportionen aller auf der Erde lebenden Völker bei.
Bei dieser Rechnung käme folgendes heraus:
Das Dorf würde sich wie folgt zusammensetzen:
57 Asiaten
21 Europäer
14 Amerikaner (Nord-, Zentral-, Südamerikaner)
8 Afrikaner
52 Frauen
48 Männer
30 Weiße
70 Nichtweiße
80 leben in heruntergekommenen Häusern ohne sanitäre Einrichtungen
70 sind Analphabeten
50 leiden an Unterernährung
30 können lesen und schreiben
25 haben Essen, ein Dach über dem Kopf und einen Platz zum Schlafen
8 haben Geld auf der Bank
6 Personen besitzen 60 Prozent des gesamten Reichtums des Dorfes
und alle 6 kommen aus den USA
1 hat einen Universitätsabschluss
1 besitzt einen Computer
1 wird gerade geboren
1 ist dabei zu sterben
Wenn wir uns diese Zahlenverhältnisse bewusst machen, merken wir:
Wir können unendlich dankbar sein.
Man kann den ganzen Tag unzufrieden sein.
Man kann sich auch den ganzen Tag ärgern.
Aber man ist nicht dazu verpflichtet.
Ich wünsche Dir Augen
die die kleinen Dinge des Alltags wahrnehmen
und ins rechte Licht rücken.
Ich wünsche Dir Ohren,
die die Schwingungen und Untertöne
im Gespräch mit anderen aufnehmen.
Ich wünsche Dir Hände,
die nicht lange überlegen,
ob sie helfen und gut sein sollen.
Ich wünsche Dir zur rechten Zeit das richtige Wort.
Ich wünsche Dir ein liebendes Herz,
von dem Du Dich leiten lässt.
Ich wünsche Dir: Freude, Glück, Zuversicht,
Gelassenheit und Demut.
Ich wünsche Dir gute Eigenschaften,
die Dich das werden lassen,
was Du bist und immer wieder werden willst –
jeden Tag ein wenig mehr.
Ich wünsche Dir genügend Erholung, ausreichend Schlaf
und Arbeit, die Freude macht.
Ich wünsche Dir Menschen die Dich mögen
und bejahen und Dir Mut machen;
aber auch Menschen, die Dich bestätigen,
die Dich anregen, die Dir Vorbild sein können
Ich wünsche Dir viele gute Gedanken und ein Herz,
das überströmt in Freude und diese Freude weiterschenkt.
Dies alles, sowie Gottes Schutz und Segen wünsche ich Dir
für alle Tage Deines Lebens.
Gebet im Alter
O Herr, du weißt besser als ich,
dass ich von Tag zu Tag älter werde – und eines Tages alt.
Bewahre mich vor der Einbildung,
bei jeder Gelegenheit und zu jedem Thema etwas sagen zu müssen.
Erlöse mich von der großen Leidenschaft,
die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen.
Lehre mich, nachdenklich – aber nicht grüblerisch,
hilfreich – aber nicht diktatorisch zu sein.
Bei meiner ungeheuren Ansammlung von Weisheit
erscheint es mir oft schade, sie nicht weiter zu geben.
Aber du verstehst, o Herr, dass ich mir ein paar Freunde erhalten möchte.
Bewahre mich vor der Aufzählung endloser Einzelheiten
und verleihe mir Schwingen, zur Pointe zu gelangen.
Lehre mich schweigen über meine Krankheiten und Beschwerden.
Sie nehmen zu und die Lust, sie zu beschreiben,
wächst von Jahr zu Jahr.
Ich wage nicht, die Gabe zu erflehen,
mir Krankheitsberichte anderer mit Freude anzuhören,
aber lehre mich, sie geduldig zu ertragen.
Lehre mich die wunderbare Weisheit, dass ich mich irren kann.
Erhalte mich so liebenswert wie möglich.
Ich möchte kein Heiliger sein – mit ihnen lebt es sich so schwer – ,
aber ein alter Griesgram ist das Krönungswerk des Teufels.
Lehre mich, an anderen Menschen unerwartete Talente zu entdecken – und verleihe mir, o Herr, die schöne Gabe, sie auch zu erwähnen.
(zugeschrieben unter anderen: Teresa von Avila 1515-1582)
Metta-Sutta,
die Lehrrede von der Güte
Glück soll die ganze Welt umfassen.
Ich grüße alles, was da lebt,
Ich möchte Segen regnen lassen
Und Heil, wie jedes es erstrebt.
Ob groß ein Wesen oder klein,
Ob zart, ob machtbegabt, ob schwach,
Es mag ein jedes glücklich sein;
In Luft und Land und tief im Bach.
Ob wir es sehn, ob’s uns entgeht,
In fernem Land, vor unsrem Fuß,
Ob’s lebt, ob’s an der Pforte steht,
Heil sendet ihm der Heiligen Gruß.
Die Mütter schützt das zarte Kind
Mit Leib und Leben opferstill,
So will ich schützen liebgesinnt,
Was immer lebt und leben will.
Es soll der Liebe goldner Strahl
Durchleuchten grenzenlos das All,
und niemals bring des Hasses Stahl
Was lebt und bebt und strebt zu Fall.
Ob wir uns legen, stehn, ob ruhn,
am Herde, auf der Wanderschaft –
Wir wollen unsre Arbeit tun
Mit gütigem Herzen, voller Kraft,
und unabhängig strebend nahn
Wir endlich noch Nirvanas Tür
Und frei von Leid und Sonderwahn
Verlöschen und verwehen wir.
(Das Metta-Sutta des Khuddakapatha in der Übersetzung v. Bohn W., in: Buddh. Monatshefe 1. Jg./1949, 25)
Morgengebet
aus Westafrika
Herr, ich werfe mein Freude wie Vögel an den Himmel.
Die Nacht ist verflattert und ich freue mich am Licht.
Deine Sonne hat den Tau weg gebrannt vom Gras
und von unseren Herzen.
Was da aus uns kommt, was da um uns ist
an diesem Morgen, das ist Dank.
Herr, ich bin fröhlich heute am Morgen.
Die Vögel und Engel singen, und ich jubiliere auch.
Das All und unsere Herzen sind offen für deine Gnade.
Ich fühle meinen Körper und danke.
Die Sonne brennt meine Haut, ich danke.
Die Gischt klatscht gegen unser Haus, ich danke.
Herr, ich freu mich an der Schöpfung und dass du dahinter bist
und daneben und davor und darüber und in uns.
Ich freue mich, Herr, ich freue mich und freue mich.
Die Psalmen singen von deiner Liebe,
die Propheten verkündigen sie,
und wir erfahren sie: Weihnachten, Ostern,
Pfingsten und Himmelfahrt ist jeder Tag in deiner Gnade.
Herr, ich werfe mein Freude wie Vögel an den Himmel.
Ein neuer Tag, der glitzert und knistert,
knallt und jubiliert von deiner Liebe.
Jeden Tag machst du. Halleluja, Herr! Amen.
Morgengebet aus Westafrika
O Gott, dies ist ein neuer Schöpfungstag.
Lass ihn für mich beginnen mit Gehorsam zu Dir,
und beschließe ihn für mich mit Deiner Vergebung
und Deinem Wohlgefallen.
Gewähre mit an diesem Tage ein gute Tat,
die Du von mir annimmst,
und heilig und vervielfache sie für mich.
Und wenn ich an ihm eine Sünde begehe, so vergib sie mit,
denn Du bist allvergebend, allerbarmend,
liebevoll und großmütig.
nach Al-Ghazzali
Wessobrunner Gebet
Das erfuhr ich als der Menschen größte Weisheit:
Dass unten die Erde nicht war noch oben der Himmel;
Weder Baum war noch Berg
Nicht schien golden die Sonne
Noch widerglänzte der Mond auf dem herrlichen Meer;
Da kein Anfang noch war von Enden und Wenden,
Da war nur der eine allmächtige Gott,
Den Menschen mildester, und mit ihm viele
Herrliche Geister. Und Gott, der heilige …
Allmächtiger Gott, der Du schufest Himmel und Erde
Und der Du Menschen so viel Gutes gegeben,
Gib mir in Deiner Gnade rechten Glauben und guten Willen,
Weisheit und Klugheit und Kraft,
das Böse zu meiden und das Gute zu tun.
(aus dem 8./9. Jh.)
Wenn ich müde bin
Wenn ich müde bin
Phil Bosmans
vom Weg zu den Sternen,
um den Menschen in der Nacht
ein bisschen Licht zu holen,
dann setze ich mich in die Stille
und ich finde Dich, mein Gott.
Dann lausche ich der Quelle
und ich höre Dich
Ganz tief in mir selbst.
Und in allem, was um mich ist,
spüre ich ein großes Geheimnis.
Schenke mir
Schenke mir, Herr, eine gute Verdauung,
und auch etwas zum Verdauen!
Schenke mir Gesundheit des Leibes,
mit dem nötigen Sinn dafür,
ihn möglichst gut zu erhalten.
Schenke mir eine heilige Seele, Herr,
die das im Auge behält,
was gut ist und rein.
Schenke mir eine Seele,
der die Langeweile fremd ist,
die kein Murren kennt
und kein Seufzen und Klagen,
und lasse nicht zu,
dass ich mir allzu viel Sorgen mache
um dieses sich breit machende Etwas,
das sich „Ich“ nennt.
Herr, schenke mir Sinn für Humor,
gib mir die Gnade,
einen Scherz zu verstehen,
damit ich ein wenig Glück kenne im Leben
und andern davon mitteile. Amen.
Thomas Morus
Wir lieben Dich
O unser Gott, wir begehren Dich zu lieben
Anselm von Canterbury, 11. Jh.n.Chr.
mehr und mehr. Gewähre uns, dass wir Dich so lieben,
wie wir es begehren und wie wir sollen.
O liebster Freund, der Du uns so sehr geliebt und gerettet hast,
Du an den zu denken süß ist und immer süßer wird,
komm und nimm Wohnung in unseren Herzen.
Dann wirst Du wachen über unsere Lippen,
unsere Tritte und unsere Taten,
und wir brauchen fürder nicht zu bangen
für unsere Seelen und unsere Leiber.
Ja, gib uns Liebe, die köstlichste aller Gaben,
die Liebe, die keine Feinde kennt.
Gib uns ins Herz die reine Liebe,
geboren aus Deiner Liebe zu uns,
auf dass wir andere lieben wie Du uns.
O liebevollster Vater, aus dem alle Liebe fließt,
lass unsere Herzen erwärmen
an Deine göttlichen Glut.
So hilf uns, segne uns. Amen.
Glück ist gar nicht mal so selten,
Clemens von Brentano
Glück wird überall beschert,
Vieles kann als Glück uns gelten,
was das Leben uns so lehrt.
Glück ist jeder neue Morgen,
Glück ist bunte Blumenpracht,
Glück sind Tage ohne Sorgen,
Glück ist, wenn man fröhlich lacht.
Glück ist Regen, wenn es heiß ist,
Glück ist Sonne nach dem Guss,
Glück ist, wenn ein Kind ein Eis isst,
Glück ist auch ein lieber Gruß.
Glück ist Wärme, wenn es kalt ist,
Glück ist weißer Meeresstrand,
Glück ist Ruhe, die im Wald ist,
Glück ist einen Freundes Hand.
Glück ist eine stille Stunde,
Glück ist auch ein gutes Buch,
Glück ist Spaß in froher Runde,
Glück ist freundlicher Besuch.
Glück ist niemals ortsgebunden,
Glück kennt keine Jahreszeit,
Glück hat immer der gefunden,
der sich seines Lebens freut.
I KNOW THE DESIRE TO:
Ilse Richards
BE WANTED FOR MY OWN SAKE
BE COMPETENT IN CERTAIN FIELDS
BECOME MORE TOLERANT, LESS VULNERABLE
SO SECURE THAT DEFENSES ARE UNNECESSARY
SO MATURE THAT AT TIMES SPONTANEOUSLY
KNOWINGLY AND FEELINGLY
I BECOME A MEANINGFUL PART
OF THE CONTINUOUS COSMIC DANCE
OF ENERGY, BEAUTY, HARMONY,
TRUTH, PEACE AND LOVE
REALIZING THAT WITH ME ALL IS ONE
BOUNDLESS, ENDLESS PRAISE OF BEING
Ich kenne das Verlangen:
(übs. P.H.)
um meiner selbst geliebt zu sein,
in einigen Gebieten etwas gut zu können,
toleranter zu werden, weniger verletzlich,
so sicher, dass Verteidigung unnötig ist,
so reif, dass manchmal, wie von selber,
Wissen und Gefühl mich spüren lassen:
Ich werde ein wertvoller Teil
des ewigen kosmischen Tanzes
von Energie, Schönheit, Harmonie,
Wahrheit, Frieden, Liebe,
wissend und spürend, dass mit mir alles eins ist,
ein einziger, grenzenloser, endloser Lobpreis des Seins.
Der Gedanke, dass die Gebete
Max Horkheimer
der Verfolgten in höchster Not,
dass die der Unschuldigen,
die ohne Aufklärung ihrer Sache sterben müssen,
dass die letzten Hoffnungen auf eine übermenschliche Instanz
kein Ziel erreichen
und dass die Nacht,
die kein menschliches Licht erhellt,
auch von keinem göttlichen durchdrungen wird,
dieser Gedanke ist ungeheuerlich.”
Nachwort
Die Zusammenstellung von Texten aus verschiedenen Religionen und Weltanschauungen sind vom Gedanken getragen, dass wir auf dieser Erde Brüder und Schwestern sind, unabhängig von Religionen und Nationen, Hautfarbe oder Weltanschauung.
Beten heißt für die meisten Menschen im Westen: mit Gott sprechen. Die meisten Religionen setzen ein göttliches Du voraus.
Aber auch andere Weltanschauungen sprechen von Beten. Sie meinen dann oft: in Verbindung treten mit dem Göttlichen, dem universalen Kosmos, der uns hervorgebracht hat. Oder eben auch: sprechen mit den göttlichen Kräften, die im Kosmos und in uns wirken. Wie man dies definiert, ist zweitrangig.
Wenn wir in einer weltanschaulich gemischten Gemeinschaft ein Gebet sprechen wollen, so ist wichtig, dass es uns aus dem Herzen spricht. So gesehen ist eigentlich jedes Gebet, das mir persönlich gefällt, in Ordnung.
Aber weil ich mich hinein-denken und hinein-fühlen kann in jemanden, dem meine eigene religiöse Sprache oder Vorstellung fremd ist, so fühle ich mich viel besser, wenn ich ein Gebet finde, das mit großer Wahrscheinlichkeit auch von meinen Mitmenschen verstanden und akzeptiert wird, und im besten Falle als schön und wertvoll empfunden wird.
Schon bei der Einleitung entscheidet sich, ob Mitmenschen mit anderen religiösen Einstellungen mitdenken oder abschalten. Es ist schön, wenn wir bereits bei der Einleitung Worte finden, die eine Brücke schlagen zu anderen. Wir tun gut daran, wenn wir die Einleitungsworte frei formulieren.
Für Christen gilt dabei: Die Hinwendung an das Göttliche oder an Gott den Vater wird von Andersgläubigen eher verstanden als an Gott den Allmächtigen, was für viele zu dogmatisch belastet ist. Ein Gebet an Jesus Christus den Bruder versteht man leichter als ein Gebet an Christus den Herrn. Das Gebet um Liebe versteht man eher als das Gebet um den Heiligen Geist.
In diesem Sinne empfehlen wir bei ökumenischen Feiern kreative und spirituell weite Gebetsanfänge. Manchmal ist nur eine kleine Abänderung oder Einfügung, sozusagen als „Übersetzungshilfe“, nötig, – und schon öffnen sich auch diejenigen Herzen dem Gebet, die sich sonst oft abgrenzen und versperren.
Mögen unsere Gebete beitragen zu mehr Frieden in der Welt, zwischen allen Menschen aller Religionen und Nationen.